Bei diesem Thema denkt man schnell an „Der Letzte schleppt sich selbst“ oder den abendlichen Solo-Entspannungsflug. Es gibt aber noch einen weiteren relevanten Aspekt: beim Selbstschlepp kann man, wie am Hang, den Startvorgang vollständig eigenverantwortlich steuern.
Wie am Hang, kann jeder Pilot und jede Pilotin den Schlepp so steuern, wie er am besten behagt. Das rechtlich schwierige Verantwortungsdreieck aus Windenführer, Startleiter und Pilot entfällt ebenso wie frustrierende Diskussionen zwischen Pilot und Windenführer, wenn der Schlepp vermeintlich nicht gut verlief.
Das erfordert neben einem Neu-Denken des Windenschlepps entsprechende Fertigkeiten der Piloten, die sich im Wesentlichen auf etwas Übung und ein Verständnis für die Gefahren eines Lockout oder Katapultstarts beschränken. Piloten, die sich aufgrund ihrer Ausbildung und ihrer Vernunft zutrauen, in alpinen Geländen zu starten, sollten neben dem möglicherweise fehlenden Adrenalinkick mental eigentlich keine Probleme haben, dasselbe auf einer ebenen, hindernisfreien Wiese zu tun. Mir jedenfalls ging es so in meiner Motorschirmausbildung: schon nach wenigen Starts trat die Mühsal des schweren und lauten Vorgangs in den Hintergrund und es dominierte das wunderbare Gefühl der Kontrolle bzw. der Selbstwirksamkeit.
Beim Selbstschlepp tritt anstelle des Rucksackmotors das Seil der Winde, die wie der Rucksackmotor einhändig mit einem Hand-Gasgriff gesteuert wird – aber für den Piloten lautlos und gewichtsneutral. Mehr Zug, weniger Zug, Abbruch – alles problemlos steuerbar. Die Herausforderung beim Start besteht hauptsächlich darin, die Kraft passend zu dosieren und das Seil nicht zu überlaufen. Während des Schlepps muß lediglich durch regelmäßigen Kontrollblick sichergestellt sein, dass der Schirm nicht zu stark von der Seilzugrichtung abweicht. Das ist unabdingbar zur Vermeidung eines Lockouts, stellt aber für vernünftige Piloten – und nur solche sollten den Selbststart praktizieren – kein Problem dar.